Die perfekte Work-Life-Balance ist auch bei Landwirten möglich!

Montagabend, Sechs Uhr. Auf dem Hof Theissen in Manderfeld warten rund 100 Milchkühe darauf, gemolken zu werden. Wie jeden Morgen und Abend betritt Landwirtin Elena den Melkstand. Allein der Sportbeutel in ihrer Hand passt nicht so recht ins Bild. An den Melkapparaten ist Elenas ältere Schwester Simone zu Gange, lässt die ersten 10 Kühe in den Stand. Elena winkt ihrer Schwester Simone zu: „Alles gut bei dir? Prima. Ich bin dann mal weg, wir sehen uns heute Abend.“ 

Sie sagt es, springt in ihren Wagen, schmeißt ihren Sportbeutel auf den Beifahrersitz und fährt bis zur Manderfelder Schule. Dort trainiert sie mit ihrer Tanzgruppe, den Treeschen Hips. Das ist seit Jahren Elenas fester Termin am Montagabend.

Als Team gut aufgestellt 

Auf dem Weg in die Turnhalle verrät die Dreißigjährige: „Ich bin Landwirtin seit 2009. Doch ohne die Zusammenarbeit mit meiner Schwester Simone hätte ich damals den Sprung in die Selbständigkeit nicht gewagt.“ Elena verschwindet in der Umkleidekabine, Begrüßungsrufe erschallen. Keine Minute später ist sie ready, betritt die große Sporthalle: 

„Heute weiß ich definitiv, dass es richtig war, den Job der Landwirtin nicht allein anzugehen. Das wäre für mich nicht mehr zeitgemäß.“

Knapp elf Jahre sind Elena und ihre ältere Schwester beruflich ein Team. Damals haben sie sich dazu entschieden, den Hof des Vaters zu übernehmen. Der hatte knapp 50 Milchkühe und war in der Planung seiner Freizeit viel eingeschränkter. Heute ist das anders: 

„Wir haben fast doppelt so viele Tiere wie unser Vater. Und wir haben, da Simone und ich zusammen mit meinem Freund im Team arbeiten, viel mehr Freizeit als er. Wir teilen uns die Arbeit und die Verantwortung. In den ersten paar Jahren war das allerdings noch nicht so. Tatsächlich war es sehr hart, und wir hatten noch keine Zeit für zusätzliche Hobbys.“

Doch die schweren Anfangsjahre sind längst gemeistert. Die Aufgabenbereiche sind gut aufgeteilt. Falls nötig, kann die eine auch mal spontan und flexibel für die andere einspringen. Das hilft gerade bei der jetzt wieder ausgelebten Leidenschaft der beiden, dem Reiten: „Zusammen mit Simone und meinem Freund, der unterdessen auch auf dem Hof hilft“, erklärt Elena, „haben wir uns drei Pferde gekauft, eine Kutsche und einen Schlitten.“ Wenn es Wind, Wetter und Tiere erlauben, gönnen sie sich jetzt, meist zu zweit, schon mal einen Ausritt. Elena: „Letztens sind mein Freund und ich sogar ganz spontan für ein paar Tage mit dem Planwagen in die deutsche Eifel gereist. In solchen Fällen springt sogar noch mein Vater ein. So können wir uns aufeinander verlassen und gegenseitig ersetzen.“

Lehre in der Landwirtschaft ab Juli auch in Ostbelgien

Damit nicht genug. Seit vielen Jahren ist Elena auch Vorstandsmitglied vom „Grünen Kreis“, dem Verbund der ostbelgischen Junglandwirte. Hier ist sie sehr engagiert. Bei der letzten Vorstandssitzung wird eine neue Arbeitsgruppe gegründet, um die nächste Studienreise zu organisieren. Elena hebt die Hand: „Ich bin dabei.“ 

Einen Traum haben alle Junglandwirte: „Unser Beruf muss dringend ein Lehrberuf werden. Nur so können wir für ausreichend Nachwuchs mit Praxiserfahrung sorgen. Dafür haben sie vom Grünen Kreis gekämpft. Mit Erfolg, denn ab Juli 2021 bietet das IAWM eine duale Ausbildung an. An der Lobbyarbeit gegenüber der Politik nimmt Elena natürlich ebenfalls teil. Die Zeit muss auch noch sein. 

Das alles sind Elena Theissens Hobbys und Engagements. Neben dem alltäglichen Melken, Kälber zu Welt bringen, Stall ausmisten, Felder bestellen, Mähen, Buchhaltung machen, Rechnungen bezahlen, Kühe massieren und so weiter. 

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