Seit 30 Jahren trägt Ostbelgien eigene Verantwortung für den Schulunterricht

Als Lehrer selbst am eigenen Lehrplan mitarbeiten

Früher, vor der Autonomie, bestimmten nationale Unterrichtsminister, wohin sich das Unterrichtswesen im deutschen Sprachgebiet Belgiens zu entwickeln hatte.
Das war nicht immer glücklich für die Schulen in Ostbelgien, wurden doch Entscheidungen getroffen, die eher politisch motiviert waren, als sich an dem Bedarf der einzelnen Schulen und Schüler zu orientieren.

So wurde gelegentlich der Dorfschule in kommunaler Trägerschaft eine zweite, staatlich getragene Grundschule als Konkurrenz vor die Nase gesetzt und man zog dafür sogar in Windeseile neue Gebäude hoch, die fünfzehn Jahre später schon abbruchreif waren.

Manches Mal hatte man den Eindruck, dass um Angelegenheiten gerungen wurde, die nichts mit dem zu tun haben, was das Unterrichtswesen ausmacht: Die Ausbildung der jungen Menschen in unserer Region!

Vorteile der Autonomie

Seit Ostbelgien für den Unterricht im deutschen Sprachgebiet Belgiens selbst und alleine Verantwortung trägt, also seit fast 30 Jahren, ist hier eine gewaltige Entwicklung zu verzeichnen. Die Schulnetze, die sich früher misstrauisch bis feindlich gegenüber standen, arbeiten in immer mehr Bereichen zusammen, und es gibt gemeinsame Rahmenlehrpläne für alle, deren Ausgestaltung die Lehrer unter wissenschaftlicher Anleitung selbst entscheidend mitbestimmen konnten.

"Es ist wunderbar, dass wir für unsere Region eigene Entscheidungen treffen können.
Unsere Schüler profitieren davon." Alfons Velz, Deutschlehrer a.D. 

Fast alle Schulen aller Netze sind umfassend saniert oder neu gebaut worden, die Förderpädagogik hat einen Quantensprung gemacht, die Weiterbildungsmöglichkeiten haben sich vervielfacht, während die Klassengrößen geschrumpft sind: So kleine Klassen wie in Ostbelgien sucht man in Europa und darüber hinaus vergebens.

Natürlich bleibt die Welt auch hierzulande nicht stehen, Schulentwicklung ist eine nie endende Aufgabe. Von großem Vorteil sind in Ostbelgien die direkten, kurzen Wege, die eine schnelle Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen ermöglichen. Auch der Austausch zwischen Schulträgern, Schulleitern, Lehrern, Schülern, Elternräten und den Ministern und Ausschüssen findet regelmäßig statt.

In Ostbelgien kann Bildungspolitik mit allen gesellschaftlichen Kräften unbürokratisch angepackt und zeitnah umgesetzt werden.

Alfons Velz, Büllingen