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Düsseldorf zu deutsch, Lüttich zu französisch, Eupen genau richtig

Schon unzählige Male war Wolfram Schröder an dem Autobahnschild vorbeigefahren. Doch eines Tages folgte er spontan der Aufforderung „Abfahrt Eupen“. Zum damaligen Zeitpunkt arbeitete der Kaufmann im Stahlgewerbe noch in Lüttich. Mit seiner Frau Carole und den beiden kleinen Töchtern Anne und Mathilde lebte er in Düsseldorf.

„Als ich erstmalig die Herbesthaler Straße Richtung Eupen Zentrum entlangfuhr, habe ich überall zweisprachige Schilder gesehen. Das fand ich faszinierend, mein Interesse war riesengroß. Eupen schien die perfekte Mischung aus deutscher und französischer Kultur zu sein, nach der meine Frau und ich schon so lange gesucht hatten“, verrät Wolfram Schröder.

Zwar hatten der gebürtige Deutsche und seine aus Frankreich stammende Frau schon vorher von Ostbelgien gehört, doch hatte das Fleckchen Erde bis zu besagtem Tag nie eine Rolle für sie gespielt. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern als mein Mann an dem Abend nach Hause kam und zu mir sagte: Ostbelgien gibt es wirklich“, muss Carole Schröder im Nachhinein schmunzeln.

Liebe auf den ersten Blick

Die Neugierde war seitdem geweckt. Das Wochenende nach dieser „Entdeckung“ unternahm das Ehepaar eine Spritztour nach Eupen, um sich alles genauer anzusehen. „Wir haben uns sofort in die Stadt verliebt“, erzählt Wolfram Schröder lächelnd. Seine Frau ergänzt: „Unser erster Besuch in Eupen war wie in einer Werbung: Sonne, der gemütliche Marktplatz, wir haben einen Kaffee getrunken und die Stimmung war superschön.“ Den Euro gab es damals noch nicht, das Paar hatte drei verschiedene Portemonnaies mit drei verschiedenen Währungen dabei.

Nach diesem Besuch stand die neue Marschrichtung fest: Eupen statt Düsseldorf. Auch Lüttich, das die beiden zwischenzeitlich als Wohnort in Erwägung gezogen hatten, war aus dem Rennen.

„Düsseldorf ist zwar eine schöne Stadt, aber dort konnten wir dieses normale Nebeneinander der Kulturen und Sprachen einfach nicht leben. Düsseldorf ist zu deutsch, Lüttich zu französisch, Eupen genau richtig.“ Carole Schröder, Wahlostbelgierin

Willkommen in der Normalität

Die Familie kaufte ein Haus in Eupen-Schönefeld. Die Städtische Grundschule Oberstadt lag direkt um die Ecke und war gerade frisch renoviert worden. Eine Woche später besuchte die Familie dort den Tag der offenen Tür. „Wir fanden es toll, dass die Kinder dort von Beginn an deutsch und französisch lernen können.

Für unsere zweisprachige Familie habe ich dort erstmalig diese Normalität empfunden, beide Sprachen gleichberechtigt nebeneinander zu sprechen. Es gibt nur wenige Ecken in der Welt, wo man diese Internationalität auch leben kann“, so Carole Schröder, die selbst schnell einen Job als Französischlehrerin in Eupen fand.

Aus fünf wurden 20 Jahre

Die anfängliche Euphorie ist bis heute geblieben. Fünf Jahre waren ursprünglich geplant. Mittlerweile lebt die Familie seit 23 Jahren in Eupen und möchte nicht mehr dort weg. Die beiden Töchter haben mittlerweile die belgische Staatsbürgerschaft. Sie sind Belgierinnen durch und durch. Kein Wunder: Hier sind sie aufgewachsen, hier haben sie ihre Freunde, hier sind sie zur Schule gegangen und zurzeit studieren sie im belgischen Louvain-la-Neuve.

Auch wenn Carole und Wolfram Schröder sich ihren französischen bzw. deutschen Wurzeln immer noch verbunden fühlen – als Ausländer fühlen sie sich in Eupen schon lange nicht mehr. „Natürlich sind wir noch oft in Frankreich und Deutschland. Aber jedes Mal, wenn wir zurückfahren, heißt es: Wir fahren nach Hause. Denn Eupen ist tatsächlich unsere Heimat geworden“, so Wolfram Schröder.

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