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Regionalkonferenz "Ostbelgien leben 2025"

„Wir sind zwar mittendrin. Die Digitalisierung beginnt aber gerade erst.“ Diese etwas provokante These formulierte Stefan Möhler, Geschäftsführer und Senior Consultant der Unternehmensberatung „Netzvitamine GmbH“ in seinem Impulsreferat mit dem Titel „Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für den Standort Ostbelgien“ gleich nach der Begrüßung durch den Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft Oliver Paasch. Er führte in seinem Vortrag eindrucksvoll vor Augen, dass zwar viele digitale Angebote heutzutage wie selbstverständlich genutzt werden, dass aber oft das Wissen über diese Technologien und damit einhergehend eine digitale Strategie fehle. Und obwohl die Digitalisierung auf der einen Seite immer wichtiger werde, wird es auf der anderen Seite immer schwieriger, über sie Aufmerksamkeit zu erlangen.

Daten sind das „neue Öl“

Dabei scheint es unerlässlich, die rasant fortschreitende Web-Evolution bis hin zum „Internet der Dinge“ zu verstehen. „Heutzutage werden rund 2,5 Trillionen Bytes Daten pro Tag produziert. Und mit Daten wird heute mehr Geld verdient als mit Rohstoffen. Daten sind das neue Öl“, so Möhler. Künstliche Intelligenz macht`s möglich. Ob wir irgendwann nur noch mit Chatbots kommunizieren und mit Robotern agieren? Auf diese Zukunftsfrage konnte auch Möhler keine Antwort geben. Leugnen könne man aber nicht, dass die Digitalisierung „neue Kommunikationsmuster“ hervorrufe. Seine Prophezeiung für die Zukunft: „Alles was nicht digitalisiert werden kann, z. B. Geist, Empathie und Herzlichkeit, wird wertvoll.“ Nicht nur mit Digital Convenience und Unique Content & Storytelling komme man seiner Meinung nach zukünftig in der digitalen Welt weit, sondern auch mit Calm Technology, sozusagen einer „leisen“ Technik. „Es lohnt sich nicht, hinter jedem digitalen Trend hinterherzurennen“, so Möhler.

Wie sieht die Praxis aus?

Die Konferenz bot rund 180 ostbelgischen Bürgern, Gemeinden, Unternehmen, Vereinen und Einrichtungen als Teil des Regionalen Entwicklungskonzeptes, kurz REK, ein Forum, um über erfolgreiche Umsetzungen zu berichten und Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Denn auch in Ostbelgien wird die optimale Nutzung der Digitalisierung zukünftig ein entscheidender Faktor im Standortwettbewerb ländlicher Regionen um Unternehmen und Einwohner sein. Nach dem spannenden Impulsreferat bot sich daher in anschließenden Workshops die Möglichkeit, verschiedene Themen zu vertiefen. Zur Auswahl standen:

„Berufliche Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung der Arbeitswelt“, Moderation: Dr. Jeanne Marie Ruffing (INFO-Institut Saarbrücken), Gino Decoster (ZAWM Eupen) und Norbert Schommers (Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft

" Mitarbeiter können durch Automatisierung entlastet werden. Die Herausforderung ist nun, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass man Mitarbeiter so lange wie möglich in der Arbeitslebenszeit halten kann." Eric Fonck, Bäckerei Fonck

„Digitale Dörfer: Digitalisierung in ländlichen Gebieten“, Moderation: Gerald Swarat (Fraunhofer-Institut für Software Engineering) und Gilbert Küpper (Lokale Aktionsgruppe "100 Dörfer - 1 Zukunft")

" Die Herausforderung besteht darin, die Chancen der Digitalisierung aufzuzeigen. Die andere Seite besteht in der Schaffung einer vernünftigen Infrastruktur, um schnelleres Internet zu haben." Gerd Brüls, Ländliche Gilden

„Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Bedeutung neuer Technologien für Gesundheitsdienstleister und Patienten“, Moderation: François Daue (Solstisse) und Sarah Henz (Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft)

"Es wurde deutlich, dass der medizinische Sektor ein Sektor zwischen zwei Welten ist – zwischen dem Papier und dem Digitalen." Ingrid Mertes, St. Josef Klinik in Sankt Vith

 „Digitalisierung im Tourismus: Markenverständnis- die Bedeutung der Marke im Social Web“, Moderation: Stefan Möhler (Netzvitamine GmbH) und Sandra De Taeye (Tourismusagentur Ostbelgien)

"Ein erster Schritt wäre es, ein schnelles und funktionierendes Internet in Ostbelgien zu schaffen, der zweite Schritt besteht darin, das Angebot über das Internet zu kommunizieren. Das gilt auch für die Tourismusbranche." Dusty Kukenheim, Hotel Val de l´ Our

Die Ergebnisse der Workshops wurden in einer Talkrunde mit Partnern der Marke Ostbelgien schließlich präsentiert. Bevor einzelne Aspekte beim abschließenden Networking in persönlichen Gesprächen weiter vertieft wurden, begeisterte die aus Ostbelgien stammende Spoken-Word-Künstlerin und Rapperin Jessy James LaFleur mit ihrer humorvollen und witzigen Liebeserklärung an ihre Heimat.

Das Regionale Entwicklungskonzept (REK) formuliert eine Zukunftsvision für die Deutschsprachige Gemeinschaft als Grenzregion, Wirtschaftsregion, Bildungsregion, Solidarregion und Lebensregion. Das REK wurde unter der Beteiligung von Ostbelgiern, Vereinen, Organisationen und Institutionen erarbeitet und wird nun umgesetzt. Im Sommer vergangenen Jahres verabschiedete die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine Ideensammlung mit 31 Projektvorschlägen für die dritte Umsetzungsphase des Regionalen Entwicklungskonzepts bis 2025 (REK III).

 

 

 

 

Regionale Entwicklungskonferenz
Die Digitalisierung wird früher oder später in alle Lebensbereiche vordringen. Grund genug bei der Regionalkonferenz „Ostbelgien leben 2025“ unter dem Motto „Regional vernetzt – gemeinsam stark“ im Kloster Heidberg einen genauen Blick auf diesen Bereich zu werfen.