Grüne Oase Ostbelgien: Da steckt sehr viel Arbeit hinter!

Landwirte haben nicht immer den besten Ruf. Von Massentierhaltung ist die Rede, reiner Profitorientierung und von Verunreinigung der Umwelt. Schwarz-Weiss-Malerei war aber noch nie hilfreich. Die Realität der Landwirte sieht anders aus. Besonders im Grünland Ostbelgien.

Dass er in einer Art «Paradies» lebt, ist David Meyer (25) durchaus bewusst. Von seinem Hof aus überblickt er das weite Land rund um Herresbach. Es grünt, ein leichter Windhauch weht, nur ab und zu dröhnt entfernt ein Flugzeug am Himmel. Vor allem aber rufen Schwalben, muhen Kühe und schwirren Bienen umher. Man dürfte, ohne zu übertreiben, von einer Idylle sprechen. Doch David Meyer, ein drahtiger Blondschopf, ist mehr Realist als Romantiker: «Dass die Landschaft heute so ist, wie sie ist, hat sie den Menschen zu verdanken, die schwer ackern und geackert haben.» 

Glückliche Kühe

Ostbelgien selbst ist kein Ackerland, dafür sind die Böden zu karg. Vielmehr ist die Region Weideland, eine Gegend wie gemacht für Grasfresser. Im Gegensatz zum europaweiten Trend werden die Kühe in Ostbelgien meist draußen gehalten, die wenigsten sind reinen Stalltiere. 

Nach dem Melken führt David Meyer seine Herde auf die Weiden. Dabei wird er selbst ein Teil der Herde. Er läuft zwischen den Tieren umher, beäugt jede Kuh, streichelt die ein oder andere und stellt fest:

"Ich liebe Tiere. Ich fühle mit ihnen. Geht es ihnen nicht gut, geht es auch mir schlecht."

Bio ist ein ganzheitlicher Ansatz

David Meyer und sein Vater betreiben einen Bio-Hof mit 55 Milchkühen. Jedes Tier kennen sie mit Namen. «Und wir legen Wert darauf, dass wir sie mit dem füttern, was wir auf unseren eigenen Wiesen ernten», erklärt David.

"Bio ist mehr als nur ökologisches Bewirtschaften. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Tiere, Landschaft und die Dorfgemeinschaft mit einbezieht."

Mit ein paar Nachbarn aus dem Dorf betreibt David Meyer ein Kartoffelfeld. Das deckt den Kartoffelbedarf für sechs Familien. Die gemeinsame Arbeit fördert Austausch und Zusammenhalt.

Vielfalt

Insgesamt sieht David Meyer seinen Berufsstand mitverantwortlich für das Erblühen der Region.  So pflegt er zum Beispiel seine nicht befahrbaren Hangwiesen, indem er dort seine Jungtiere als «Bio-Traktoren» einsetzt. 

Wie alle Landwirte schneidet er die Hecken – eine notwendige Pflege, um zu verhindern, dass die Böden austrocknen. Er säht die Felder und reichert die Böden mit Mineralien an. Vor kurzem ist sein Vater Martin unter die Imker gegangen, hält vier Bienenvölker. Und David kümmert sich außerdem – sozusagen als Hobby –  um seine Hühner, die ihn und die Familie täglich mit frischen Eiern versorgen.

Anerkennung für die Landwirtschaft

David Meyer scheut keine Arbeit und hat auch keine Angst vor der Zukunft: «Uns Landwirte wird und muss es auch in Zukunft geben.» Es gibt viele ermutigende Anzeichen, dass David und sein Vater mit ihrem Bio-Hof im Trend liegen. In einer Zeit von Massentierhaltung und Billignahrung stellt sich allmählich bei den Verbrauchern eine Bewusstseinsänderung ein. Tierwohl, Landschaftspflege und Regionalität werden wieder höher geschätzt. Qualität hat ihren Preis, und es bleibt zu hoffen, dass immer mehr Menschen bereit sind, das anzunehmen. 

Auch wünscht sich David Meyer, dass die Rolle des Landwirtes im Allgemeinen positiver bewertet wird:

"Die grüne Landschaft Ostbelgiens sieht toll aus. Aber man sollte nicht vergessen, dass da ganz viel Arbeit hinter steckt. Unsere Arbeit."

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Leben, Liebe, Landwirtschaft - MUH-tig in die Zukunft