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Innovativ und Hand in Hand durch die Krise

Eigentlich stellt die Weimat Gruppe Spezialwerkzeuge für Auto- oder Flugzeugteile her. Doch die Zeiten ändern sich. Auch bei dem Eupener Unternehmen ist die Auftragslage infolge der Corona-Krise zurückgegangen und in manchen Bereichen Kurzarbeit angesagt.

Dennoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, dachte sich Geschäftsführer Alexander Weiss. Er stellte seine Produktion einfach um. Und so verlassen seit Kurzem auch FFP2-Mundschutzmasken mit Filter die Produktionsbänder. Von der Idee bis zur Realisierung verstrichen gerade einmal acht Tage.

Entstanden ist so eine hautverträgliche Kunststoffmaske. Sie schützt nicht nur den Träger selbst und seine Mitmenschen vor dem Corona-Virus, sondern ist wiederverwendbar und damit umweltfreundlicher als Einwegprodukte. Lediglich der Filter aus Vlies wird Tag für Tag ausgetauscht. Mehrere Tausend Masken sind bereits auf Lager.

Firmen aus Belgien, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden haben Interesse an den Masken aus Eupen bekundet. Das ambitionierte Ziel: 100.000 Masken aufwärts. In puncto Filtermedium gab es übrigens tatkräftige Unterstützung von dem Unternehmen Airwatec, das eigentlich auf die Herstellung von Luft- und Wasserfiltern spezialisiert ist. Wahre Nachbarschaftshilfe, denn das Firmengebäude befindet sich direkt neben Weimat.

Umdenken statt abwarten


Nicht nur die Weimat AG hat neue Wege beschritten. Auch in vielen anderen Unternehmen rauchen die Köpfe, wie man der Corona-Krise begegnen könne. Welche neuen Dienstleistungen können wir anbieten? Welche Produkte sind zurzeit gefragt? Welchen Mehrwert können wir Kunden in der momentanen Situation bieten? Diese Fragen stellte sich auch der Eupener Polstermöbelhersteller ROM AG und nutzte dabei sein Know-how.

Denn nicht nur Polstermöbel bestehen aus Stoff, sondern auch Atemschutzmasken, die zurzeit dringend benötigt werden. Diese lässt das Familienunternehmen nun in großer Stückzahl in Tunesien herstellen. Gefertigt werden sie dort nach dem Modell eines Löwener Uniprofessors. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, einen zusätzlichen Filter einzubauen.

Auch die in Eupen ansässige Firma Polytex, die Berufskleidung und Schutzausrüstung vertreibt, setzt zurzeit ihren Fokus auf die Beschaffung von Atemschutzmasken. Deren Modell besteht aus einem antibakteriellen Stoff und wird über einen Partner in Deutschland bezogen, der wiederum Masken importiert.

Ganz Ostbelgien im „Nähfieber“


Im Sozialbetrieb „Die Alternative“ in Eupen stehen schon seit Wochen die Nähmaschinen nicht still. Hier entstehen Stoffmasken im Akkord – und in Handarbeit. Laut Jürgen Strang, Geschäftsführer der Alternative, konnten so schon rund 19.000 Masken ausgeliefert werden, unter anderem an Haushaltshilfen und Pflegepersonal in Wohn- und Pflegezentren. Zehn fleißige Näherinnen bringen es pro Tag auf rund 700 bis 800 Masken. Darüber hinaus steht die Produktion von Schutzkitteln für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Wohn- und Pflegezentren und Zahnarztpraxen auf deren Agenda.

Auch im St. Vither Atelier der Alternative werden in kleinerem Umfang Masken genäht und über eine Apotheke im Ort vertrieben. In der Maria-Goretti-Sekundarschule in St. Vith wurden wiederum im Rahmen eines ehrenamtlichen Nähprojekts mehr als 3.000 Stoffmasken für die Klinik Sankt Josef und ihre Netzwerkpartner Sankt Nikolaus und Groupe Santé CHC genäht.

Das „Virenmonster“ im Blick


Kleine Kinder sollten hingegen keine Schutzmasken tragen. Aber auch für sie gibt es gute Möglichkeiten, um sich zu schützen. Zum Beispiel durch regelmäßiges Händewaschen. Aber wie kann man die Kleinen für das Thema Hygiene begeistern? Dieser Frage ist der Eupener Stempelhersteller Colop Arts and Crafts auf den Grund gegangen. Seine Antwort: Mit dem Protect Kids Stamp.

Das Prinzip ist simpel, aber clever. Jeden Morgen wird je ein „Virenmonster“ auf den Handrücken und den Handinnenrand der Kleinen gestempelt. Und damit beginnt die Challenge: Wer sich tagsüber regelmäßig die Hände wäscht, kann es schaffen, dass abends vor dem Zubettgehen das Virenmonster vollständig verschwunden ist. Et voilà: Mission geglückt.

Das Virenmonster – oder eher gesagt das Design dazu - wurde übrigens im Eupener Kreativbureau Cloth geboren. Im Rahmen dieser Kooperation ist auch ein kurzer Produktfilm zu der pfiffigen Stempelidee entstanden. Gar nicht so einfach. Denn in Zeiten der sozialen Einschränkung standen weder öffentliche Locations noch Schauspieler zur Verfügung. Daher wurde der Film kurzerhand bei Geschäftsführer Sven Cloth zu Hause mit Statisten aus seiner Familie gedreht. Mittlerweile ist der Stempel in über 80 Ländern erhältlich, aber auch in lokalen Verkaufsstellen in Ostbelgien.

Startklar für die Wiedereröffnung?


Das Kreativbureau Cloth hat übrigens nicht nur dem Protect Kids Stamp ein „Gesicht“ gegeben. Das motivierte Team schnürte gleich ein ganzes Paket aus praktischen und Corona-relevanten Dienstleistungen. Ob Plexiglasscheiben für Kasse, Empfang und Theke oder Aufkleber, Hinweisschilder und Display-Systeme, welche über Schutzmaßnahmen informieren – hier tun sich vollkommen neue Geschäftsfelder auf.
 
Online-Shops gehören zurzeit ebenfalls zu den Bestsellern. Natürlich führt auch in der Eupener Kreativschmiede kein Weg an Schutzmasken vorbei. Diese werden dort im Sinne des Corporate Design individuell für Unternehmen gestaltet, zum Beispiel mit Logo-Aufdruck. So sind auch ostbelgische Geschäfte bei ihrer Wiedereröffnung bestens ausgestattet.