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Solidarität und Kreativität als Antworten auf Corona

Süße Aufmerksamkeit

Beinahe täglich bilden sich auch in Ostbelgien Initiativen, die das soziale Miteinander fördern und die örtliche Infrastruktur aufrechterhalten. Einige Aktionen haben es in die Medien geschafft, andere finden im Verborgenen statt. Wertvoll sind sie alle. Denn die Menschen stehen dabei im Mittelpunkt.

So wie bei der Oster-Aktion, die die Verantwortlichen der Weltläden Eupen, Eynatten und Weywertz ins Leben riefen. Sie bedankten sich mit einer süßen Überraschung bei allen Pflegerinnen und Pflegern sowie allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den acht Pflege- und Wohnzentren in Bütgenbach, St. Vith, Eupen, Walhorn, Raeren, Astenet und Moresnet für ihren unermüdlichen Einsatz. Mehr als 900 Personen kamen so in den Genuss von Schokoeiern und Schokotäfelchen, die in Körben zur Verfügung gestellt wurden. Möglich gemacht hat dies eine Spendenaktion, zu der die Weltläden aufriefen. So kam eine Summe von 2.470 Euro zusammen, mit der darüber hinaus auch hilfsbedürftige Menschen in Haiti unterstützt werden.

Ein „Danke“ von der Tanke

Auch Theo Ohn, Inhaber der Kelmiser Tankstelle an der Lütticher Straße, möchte auf seine Weise „Danke“ sagen. Bei ihm können sich Polizisten, Feuerwehrleute, Krankenpfleger, Ärzte und andere Menschen, die derzeit im Gesundheitswesen und im Sicherheitsbereich alles geben, gratis Getränke abholen. Und das obwohl der Tankstelleninhaber wie viele andere Unternehmer zurzeit finanzielle Einbußen verzeichnet.

Alkohol fließt, Nähmaschinen rattern

Anderen helfen – das ist auch für die in Raeren ansässige Destillerie Radermacher in Krisenzeiten eine Selbstverständlichkeit. Als Zeichen ihrer Solidarität stellte sie den Krankenhäusern und Apotheken in Ostbelgien ihre Alkoholreserven zur Herstellung von Desinfektionsalkohol zur Verfügung – Mangelware in Zeiten der Pandemie.

Das gleiche gilt auch für Atemschutzmasken. Daher bildeten sich zahlreiche Initiativen, die selbst die Nähmaschinen anwarfen. Hierzu gehören einerseits private Aktionen wie das Näh-Team, das sich in der Maria Goretti Schule Sankt Vith versammelte.

Die Freiwilligen wurden wiederum von den lokalen Betrieben unterstützt. So lieferte das Hotel zur Post mittags Suppe und die Bäckerei Fonk tischte nachmittags Kuchen auf.

Daneben wurden zahlreiche Vereinigungen aktiv. So auch die Alternative in Eupen. Da das Atelier aufgrund der verschärften Maßnahmen des Nationalen Sicherheitsrates vorübergehend für die Kundschaft geschlossen wurde, stellte die VoG spontan ihre Produktion um. Seitdem entstehen in der Hostert in Akkordarbeit aus zwei Kilometer langem gelbem Polyesterstoff mit und mit 40.000 Atemschutzmasken für Haushaltshilfen und Pflegepersonal in Altenheimen. Denn genauso viele hatte die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft dort in Auftrag gegeben.

Dass die Unterstützung der ostbelgischen VoGs keine Einbahnstraße ist, zeigt das Beispiel der Krebshilfe im Süden Ostbelgiens. Sie stellt sicher, dass Krebspatienten trotz diverser Mobilitätseinschränkungen in Zeiten von Corona ihre Therapiesitzungen wahrnehmen können. Da ein Großteil der Ehrenamtler den Corona-Risikogruppen angehört, hat die VoG auf Facebook einen Aufruf gestartet, um neue Fahrer hinzuzugewinnen. Mit Erfolg. Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich knapp 100 Freiwillige, sodass Fahrdienste weiterhin angeboten werden können.

Shoppen mal anders

Die lokale Wirtschaft wird durch die Corona-Krise ebenfalls schwer getroffen. Viele Geschäfte und Lokale dürfen aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahr momentan gar nicht öffnen. Und wenn doch, dann nur unter strengen hygienischen Auflagen. Ganz dicht machen wollten und konnten die meisten dann aber nicht und ließen sich findige Alternativen einfallen. Einige Geschäftsinhaber setzen zum Beispiel auf einen Liefer- bzw. Abholservice. Andere verkaufen ihre Waren nun über Online-Shops.

Aber wer bietet was an? Um eine bessere Übersicht zu schaffen, haben private Initiatoren zum Beispiel die Webseite www.raerenlive.be eingerichtet. Dort kann man sich informieren, welche Geschäfte in Raeren und Umgebung zurzeit geöffnet haben und welche Services sie darüber hinaus anbieten. Eine entsprechende Initiative wurde in Sankt Vith von der dortigen Fördergemeinschaft ergriffen. Analog findet man unter www.madeinostbelgien.be eine Liste aller 28 Made-in-Ostbelgien-Produzenten mit ihren derzeitigen Verkaufspunkten und Dienstleistungen.

Gutscheine für lokale Geschäfte

Gutscheine sind auch eine Möglichkeit, um finanzielle Engpässe der Einzelhändler zu überbrücken. Das dachte sich zumindest der Handballverein KTSV-Eupen. Er verteilt Gutscheine, die bei lokalen Unternehmen eingelöst werden können. Der Eupener Rat für Stadtmarketing und die IHK riefen hingegen per Anzeige im Grenzecho dazu auf, den lokalen Einzelhandel auch in dieser Krisenzeit zu unterstützen.

Social (Media) Distancing

Viele dieser Aktionen verraten aber noch mehr: In Zeiten von Social Distancing sind Social Media der heiße Draht zur Außenwelt. Auf Facebook, Instagram & Co. machen auch die Ostbelgier fleißig auf Initiativen aufmerksam, hier vernetzen sie sich, hier tauschen sie Informationen aus und hier sprechen sie sich Mut zu.

Insbesondere Videoformate sind äußerst beliebt – kommen sie einer persönlichen Begegnung noch am nächsten. Zum Beispiel der vom Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft initiierte Videoaufruf, in dem 24 Ostbelgier unter dem Hashtag #OstbelgienHältZusammen verraten, wie man das Beste aus dieser schwierigen Situation macht. Auch das ist Zusammenhalt!